Heimatverein Eystrup Grafschaft Hoya e.V.

Krafthaus der Senffabrik Leman

Krafthaus der Senffabrik Leman

Mit Volldampf in die Unabhängikeit

Wir schreiben das Jahr 1913.

Die gut laufenden Geschäfte der Gebrüder Alexander und Wilhelm Leman, lassen die Entscheidung reifen am Eystruper Bahnhof eine größere Produktionsstätte zu errichten.

Das Architekturbüro Vieth, Hahndorf & Wucherpfennig in Bremen erhält den Auftrag zur Planung einer modernen Senf-, Essig- und Ölfabrik.

Senffabrik Leman 1914

Durch die weiter zunehmende Elektrifizierung der Region, die insbesondere durch die Inbetriebnahme des ersten Wasser- und Kohlekraftwerks an der Unterweser in Dörverden zurückzuführen ist, entscheidet sich die Firmenleitung von Beginn an für den Einsatz von Elektromotoren zum Antrieb ihrer Produktionsanlagen.

Die immer noch weit verbreitete dampfbetriebene Antriebstechnik soll nicht weiter verfolgt werden, da die Zukunft im Elektroantrieb gesehen wird.

Elektizitätswerk Dörverden

Dementsprechend wird auch das Kesselhaus, zur Erzeugung von Dampf für die Produktion und Heizung des Betriebes, nur mit einem kleinen Dampfkessel ausgestattet, der für diese Zwecke eine ausreichende Leistung hat.

Diese wirtschaftliche aber kurzsichtige Entscheidung sollte sich allerdings bald als nachteilig erweisen, da die von der Überlandzentrale Hoya/Verden zugesagten Stromlieferungen schon von Beginn an äußerst unzuverlässig erfolgen und die Produktionsanlagen wiederholt still stehen.

Trotz gegenseitiger Schuldzuweisungen zwischen dem Kraftwerk Dörverden als Stromproduzent und der Überlandzentrale Hoya/Verden als Stromversorger verbessert sich die unzuverlässige Stromversorgung der Fabrik in den nächsten Jahren nicht sonderlich.

Krafthaus der Senffabrik Leman

Die Firmenleitung entschließt sich daher Anfang der 20er Jahre nach Alternativen zur Stromversorgung zu suchen.

Dabei kommen sowohl dieselbetriebene als auch dampfbetriebene Generatoren in Betracht.

1927 fällt jedoch die Entscheidung zu Gunsten einer Dampfmaschine mit Generator.

Offensichtlich will man den bereits im Kesselhaus befindlichen Dampfkessel nun auch zum Antrieb der noch zu beschaffenden Dampfmaschine nutzen.

Diese Überlegungen sind jedoch zum Scheitern verurteilt, da der vorhandene Kessel ein zu kleines Dampfvolumen hat.

Kesselraum der Senffabrik Leman

Man entschließt sich daher den zu kleinen Kessel durch einen großen gebrauchten Dampfkessel zu ersetzen, der zuvor seine Aufgabe in der Kraftzentrale des Erzbergwerks Rammelsberg im Harz erfüllt hatte.

Da dieser kohlebefeuerte Dampfkessel zwar von seiner Leistung her bestens geeignet ist, aber von seiner Länge her nicht in das Kesselhaus passt, wird dieses nach Westen verlängert.

Bauzeichnung des großen Kessels

Die erforderliche Dampfmaschine zur Stromerzeugung wirde ebenfalls gebraucht gekauft.

Die von der Firma Karl u. Theodor Möller in Brackwede 1911 gebaute Maschine soll zuvor in einem Sägewerk zuverlässig Strom erzeugt haben.

Zum Aufbau der Dampfmaschine wird das Kesselhaus nach Süden hin erweitert.

Baupal zur Erweiterung des Krafthauses für die Dampfmaschine

Die damalige Außenwand mit ihren großen Fenstern wird zur Trennwand zwischen Kessel- und Maschinenraum.

Von 1928 bis in die Mitte der 70er Jahre erfüllt sie ihre Aufgabe und versorgte nicht nur die ganze Fabrik mit Strom sondern bei Unwettern auch die umliegenden Häuser.

Da die Stromerzeugung mittels Dampf spätestens seit Ausbruch der Ölkrise 1973 unwirtschaftlich ist, wird die zuletzt ölgefeuerte Dampfmaschine stillgelegt.

Heute ist sie Norddeutschlands größte betriebsfähige Stationärdampfmaschine.

Die Erzeugung von Strom ist mit allerdings nicht mehr möglich.

Norddeutschlands größte betriebsfähige Stationärdampfmaschine